Die Tatsache, dass in der 2. Maihälfte die Nächte noch sehr kühl sein können, hielt rund zwanzig zwölf und dreizehnjährige Gäste aus Südtirol nicht davon ab, bei uns ihre Zelte aufzuschlagen.
Die erste Klassenfahrt, sollte was Besonderes sein und so gab es natürlich jede Menge Spaß. Entspannen, Eselwandern, Steinofenpizza, Traktorfahrt, Katzen streicheln und drei Unterrichtstage mit phänomenologischer Physikbetrachtung standen auf dem Programm.
Gleich nach der Ankunft wurden bei sehr schönem Wetter die Zelte aufgebaut, danach gab es eine kurze Einführung zum Verhalten im Garten und Gelände, das im Anschluss selbstständig erkundet wurde. Das eigens für Gäste neu gebaute Kompostklo und das von außen begehbare neue Bad fanden großen Anklang.
Zum Abendessen gab es schließlich köstliches Kartoffelgulasch, das ebenso wie alle weiteren Gerichte in dieser Woche mit viel Appetit verzehrt wurde. Unter den Getränken war neben den eigenen Direktfruchtsäften vor allem unser selbst hergestellter Colasirup der Renner. Ableger der Eberraute sowie das Rezept für den Sirup fanden den Weg nach Südtirol.
Während der nächsten beiden Tage war das Wetter leider ein wenig regnerisch, die Laune aber, nachdem der erste Schock überwunden war, ungetrübt. Die Kinder lernten das große Scheunenwohnzimmer zu schätzen und beschäftigten sich in den Pausen zwischen den Unterrichtseinheiten hauptsächlich mit dem Kartenspielen Bohnanza und Pokern. Das Matratzenlager unter dem Dach wurde kurzerhand zur gemütlichen Spielhölle umfunktioniert.
Luna, unsere eindrucksvolle Bernhardiner-Mischlingshündin, hatte diese Woche ihren ersten therapeutischen Auftritt: Ein Schüler, der mit großer Angst vor Hunden zu uns gekommen war, verkündete am letzten Tag stolz, seine Angst vor Hunden überwunden zu haben und verabschiedete sich bei der Abreise noch sehr herzlich von ihr.
Die meisten unserer Gäste waren allerdings von Anfang an begeistert von unseren tierischen Mitarbeitern. Bei der Eselwanderung am zweiten Tag tasteten sich die Schüler behutsam an die großen Tiere heran, doch bald war die erste Angst überwunden und von da an waren die Kinder vor allem auf der Weide zu finden um Esel und Ziegen zu streicheln und mit Gras zu füttern.
Bei strahlendem Sonnenschein brachen wir am letzten Tag zu einem vierstündigen Eseltrekking mit Picknick auf. Da die SchülerInnen sich selbstorganisiert beim Esel- und Hundeführen abwechselten und Joshua – wie es sich für einen braven Esel gehört – unsere Jause in den großen Packtaschen trug, blieb für uns Erwachsene, abgesehen von gelegentlichen Hilfestellungen, kaum noch etwas zu tun. Wir alle genossen unsere Landstreicherei durch Wälder und Wiesen.
Zu guter Letzt: Nicht nur unsere Gäste, sondern auch wir lernen ständig dazu. Neben vielen neuen und spannenden Erfahrungen bereichern ab sofort zwei Originalvokabeln aus Südtirol unseren Wortschatz:
Gågalan = Eier (å = sehr offen gesprochenes o, fast wie a)
Gitschn = (die) Mädchen (Pluralwort)