Im Laufe von vielen tierbegleiteten Wanderungen mit unterschiedlichsten Zielgruppen konnten wir einige Beobachtungen machen, die wir an dieser Stelle kurz schildern möchten.
Egal ob Erwachsene oder Kinder, fast immer ist zu Beginn eine gewisse Scheu vor unseren Tieren vorhanden. Dies ist auch durchaus eine sinnvolle Reaktion, denn immerhin handelt es sich bei unseren Eseln um ziemlich imposante Tiere. Unser „Großer“, Joshua wiegt rund 350 kg, da kann auch ein unbeabsichtigtes „auf die Füße treten“ seinerseits recht schmerzhaft sein. Und die Hörner der Ziegen sind auch mit Vorsicht zu genießen. Obwohl keines unserer Tiere auch nur annähernd aggressiv auf Menschen reagiert, ist also eine gewisse vernünftige Vorsicht geboten.
Nachdem die erste Scheu unter anderem auch durch unsere Hinweise, wie mit den Tieren umzugehen sei, überwunden ist, kristallisieren sich langsam die begnadeten EselführerInnen heraus. Meist handelt es sich dabei um Menschen, die eher ruhig und in sich gekehrt sind. Hier zeigt es sich, dass ein ruhiges, geduldiges Handeln wesentlich besser zum Ziel – in diesem Fall ein entspanntes Wandern mit dem Esel – führt, als ein lautes „Sich Durchsetzen Wollen“.
Als ein Lerneffekt für die ganze Wandergruppe ist also der Umstand zu bezeichnen, dass gerade Menschen, die sonst auf Grund ihrer Zurückhaltung wenig auffallend sind, beim Umgang mit den Eseln „die Nase vorn haben“. In Kindergruppen ist es für die „Stillen“ mitunter Balsam für ihr Selbstvertrauen, dass sie auf diesem Gebiet, gerade mit ihrer unaufdringlichen, ruhigen Art die Erfolgreichsten sind.
Selbstvertrauen flößt eine Wanderung mit Tieren vor allem Kindern in hohem Maße ein. Sich an diese großen Tiere heranzuwagen, sich auf sie zu setzen und vielleicht auch noch zu führen, erfordert Mut und stellt eine Herausforderung für viele dar, die sich aber meist als bewältigbar herausstellt. Manchmal braucht es geduldiges Zureden und es dauert fast bis zum Ende der Runde, bis so manch einer – ja, es sind tatsächlich die Burschen, die unserer Erfahrung nach weniger Mut diesbezüglich aufweisen, als die Mädchen – sich dann doch an die Tiere heranwagt.
Die strahlenden Gesichter der Tapferen, die ihre Angst schlussendlich doch überwunden haben, zeigen deutlicher als alle wissenschaftlichen Untersuchungen, dass eine Herausforderung, die gemeistert wurde, das Selbstvertrauen stärkt.
Der Kontakt zu den Tieren ist für die meisten Kinder heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Wir beobachten regelmäßig, wie sehr Kinder – aber auch Erwachsene – in Gegenwart der Tiere innerlich loslassen, ganz Kind sind oder ihre kindliche, oft unterdrückte Seite zum Vorschein treten lassen. So manch unerfüllter Kindertraum scheint angesichts der Tiere wieder lebendig zu werden.
In einer immer steriler und hygienischer werdenden Welt, die jedes noch so kleine Sicherheitsrisiko ausmärzen will, kommt eine einfache Wanderung mit Tieren durch unpräparierte Natur einem kleinen Abenteuer gleich. Dass sich viele Menschen danach sehnen, beweisen unzählige Bücher und Filme, in denen Abenteuer aus zweiter Hand erlebt werden.
Neben dem kleinen Abenteuer, dem Streicheln, Schmusen und Spielen ist das Erlernen des konkreten Umgangs mit den Tieren natürlich ebenso wertvoll. Striegeln, Hufe auskratzen und füttern, die großen Schneidezähne der Esel ebenso wie die erstaunliche gezackte Schnabelseite der Gänse beobachten und sich davor in Acht nehmen, einen echten vierbeinigen „Zickenzoff“ erleben und sehen, was ein echter „Gänsemarsch“ ist.
Ein Tag voller neuer Erkenntnisse.
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Fortsetzung folgt.
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