Seit wir vor 10 Jahren hierher gezogen sind, war es unser Wunsch, den benachbarten Acker zu kaufen und ihn aus der konventionellen Bewirtschaftung zu befreien. Im Herbst 2019 war es endlich soweit! 1,8 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche wurden Teil unseres kleinen Paradieses.
Jedes Frühjahr und jeden Herbst mussten wir blutenden Herzens, aber machtlos dabei zusehen, wie riesige Traktoren und Erntemaschinen das Feld gleich vor unserer Haustüre bearbeiteten. Diese verteilten darauf Kunstdünger und „Pflanzenschutzmittel“ (=Pestizide) und die große Fläche verwandelte sich – je nach Jahreszeit – in eine braune oder grüne Wüste, auf der nichts wuchs oder gedeihte, das nicht gerade die von der EU-Landwirtschaft geförderte Pflanze war. Definitiv war das kein Lebensraum – weder für Pflanzen (außer der einen gewünschten Sorte) und noch viel weniger für Tiere – egal ob 2-, 4- oder 6-beinig.
Es war uns daher schon lange klar: Dieses Stück Land soll einmal uns gehören, damit wir es aus diesem lebensfeindlichen wirtschaftlichen Zwang befreien und der Natur zurückgeben können. Jahrelang scheiterte unser Bestreben am Verkaufswillen des Besitzers ebenso wie an unseren finanziellen Möglichkeiten. Im Oktober war es endlich soweit: Der Besitzer stimmte dem Verkauf zu und Dank großzügiger, idealistischer Schenk- und LeihgeldgeberInnen wurde ein Kauf möglich.
Mit Feuereifer begannen wir bereits im Spätherbst mit der Renaturierung der insgesamt rund 18.000 Quadratmeter Land, etwa 1,3 ha davon Ackerfläche, der Rest Wald. Nach einem Mini-Eröffungsfest mit Kesselgulasch mitten am Acker, sichteten wir das Gelände. Die in der Saison 2019 dort angebauten Sojabohnen waren vom Vorpächter abgeerntet worden, zurück geblieben waren trockene Stängel und jede Menge herumliegender Bohnen. Dazwischen nichts als harter, lebloser Boden. Der optische Eindruck wurde durch eine Analyse bestätigt: kaum Bodenleben, lediglich Algen beherbergt dieses Stück Land. Zudem war der Boden von den schweren landwirtschaftlichen Geräten spürbar verfestigt, tiefe Furchen von den Rädern dieser Ungetüme sind nach wie vor sichtbar.
Wir ließen uns nicht davon bremsen, dass es Ende Oktober eigentlich zu spät war für eine Aussaat und begannen damit, abgeblühte Pflanzenstauden mit deren Samenständen auf Teilen des Feldes zu verteilen. Im heurigen Sommer sollen daraus Blühstreifen für Bienen und andere Insekten werden. Teilstücke wurden mit der Fräse aufgelockert und darauf Weidesamen verteilt – schließlich soll der Acker zum Teil auch Weidefläche und Heuwiese für unsere Esel und Ziegen werden.
Ebenfalls noch im Herbst wurden Stecklinge von Weiden, Sommerflieder, Holunder und Robinien an der Ackergrenze gesteckt, mit dem Ziel, dort eine blühende Hecke für Insekten und Futter sowie Lebensraum für Vögel und Kleinsäugetiere wachsen zu lassen.
Damit überließen wir den Boden seiner wohlverdienten Winterruhe, spazierten nur regelmäßig darüber um zu beobachten, was an natürlich eingetragenen Samen dort aufgeht. Auffallend waren vor allem eine erstaunliche Menge an Löwenzahn, die schon bald sichtbar wurde.
Nun, im Frühjahr ist schon deutlich ein größere Vielfalt an Pflanzen, die ganz ohne unser Zutun die große Fläche erobern, zu beobachten. Neben dem Löwenzahn finden wir verschiedene Distelarten, Margeriten, Johanniskraut, Goldrute, Breitwegerich, Klee, Beinwell, Ackerwinde, uvm. Es ist doch erstaunlich, wie schnell die Natur sich ein Stück Land zurückerobert. Wir sind schon gespannt darauf, was wir noch alles entdecken werden.
Zusätzlich pflanzen und säen wir Blühpflanzen, die ob ihrer unglaublichen Menge aus dem Gemüsegarten weichen müssen und im Normalfall einfach gejätet würden. So dient der Garten uns als quasi unerschöpfliches Nachschublager für den Acker, der noch viel mehr Grün brauchen kann. Bisher wurden auf mehreren Streifen gesät und gepflanzt:
Muskatellersalbei, Rosskamille, echte Kamille, Wicke, Nachtkerze, Kornblume, Margerite, Silberblatt, Beinwell, Schafgarbe, Rapunzel, Kardendistel, Mariendistel, Vergissmeinnicht, Wilde Malve, Johanniskraut, Wilde Möhre, Rüben, Echinacea, Scabiosen, Jungfer im Grünen, Physalis, Gewürzfenchel, Blaumohn, Klatschmohn, Stockrosen, Akelei, Gewürztagetes, Wiesenarnika, Phacelia, Trichterwinde, Kokardenblume, Tagetes, Karotten
Diese Menge verschiedener Pflanzen, wirkt beim Lesen vielleicht viel, ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was auf einer gesunden Blühwiese wächst. Die erstaunliche Vielfalt dessen, was die Natur uns an Blumen und Gräsern bietet ist noch viel größer. Wir sehen es als bunten Anfang in eine gute Richtung, denn im Gegensatz dazu bot dieselbe Fläche bisher je nach Saison „Lebensraum“ für die eine Sorte Sojabohnen die eine Sorte Mais oder den einen Weizen.
Seit Beginn des Frühjahrs setzen wir die Pflanzung eines Baum- und Heckenstreifens an der Grundgrenze fort. Entweder mit Stecklingen (Trauerweide, Robinie, Holunder) oder mit „Findlingen“ aus dem eigenen Garten und Wald (Ahorn, Pappel, Quitte, Esche, Traubenkirsche, Vogelkirsche, Wilde Rose, Mozartrose, Hasel, uvm.). Kleine Birken-Findlinge werden zu einem (zukünftigen) Birkenhain gruppiert, für eine geplante Streuobstwiese wurden in der Baumschule Obstbäume (Pflaume, Blaukriecherl, Birne, Kornelkirsche, Maulbeere) gekauft. Auf einem kleinen Teil wurden Kratoffeln, Kürbis und Bohnen angebaut.
Nun warten wir gespannt darauf, wie alles gedeihen wird und setzen parallel dazu unsere Pflanz- und Säarbeiten fort. Eine große Herausforderung stellt dabei die derzeit herrschende außerordentliche Trockenheit dar, die uns immer wieder dazu nötigt, die Pflanzen zu wässern. Viel Arbeit, die wir mit Freude machen. Oft begleiten uns dabei unsere Esel, die uns neugierig beobachten und sich über die weite Fläche zum Herumtollen freuen.
Die zweite Herausforderung ist die Finanzierung all dessen. Schon der Kauf des Grundstücks brachte uns über unsere finanziellen Möglichkeiten, konnte aber dank großzügiger Schenk- und LeihgeldgeberInnen verwirklicht werden. Doch das Leihgeld muss zurückgezahlt werden und laufend gibt es Kosten im Zusammenhang mit der Revitalisierung der Ackerfläche. Die Einnahmen durch Wanderungen, Veranstaltungen und Schulprojekte, mit denen der Verein gerechnet hat, sind durch die Maßnahmen rund um Covid 19 ausgefallen.
Deshalb am Schluss unsere große Bitte: Wenn Ihnen unser Projekt „Bodenheilung“ zusagt, unterstützen sie uns mit einem finanziellen Beitrag. 1 Quadratmeter Grund hat uns 1 Euro gekostet. Werden Sie Pate für ein Stückchen Land und erleichtern Sie uns damit die Finanzierung unseres Projekts. Mit einem Besuch bei uns können Sie die allmähliche Zurückkehr der Natur auf dieses kleine Stück Land hautnah miterleben.
Spenden auf das Vereinskonto: BIC: BAWAATWW
IBAN: AT13 6000 0801 1011 9163
Verwendungszweck: Bodenheilung
Wir bedanken uns für die Unterstützung und freuen uns auf Ihren Besuch!