Aufgeregte Kinderstimmen klingen durch die Scheune, gespannt und voller Vorfreude warten die die 16 Kinder einer 3. Klasse darauf, dass die Arbeit endlich losgehen kann.
Wir haben uns für den Tag viel vorgenommen: Der eigentliche Anlass ist das Apfelsaftpressen, aber da nicht alle Kinder gleichzeitig an der Obstmühle oder Presse arbeiten können, haben wir auch einige andere Arbeiten anzubieten.
Das übergeordnete Motto ist „herbstliche Arbeiten am Bauernhof“ und so haben wir uns traditionelle Tätigkeiten ausgesucht, die allesamt das Ziel verfolgen, Lebensmittel haltbar zu machen um den kommenden Winter gut überstehen zu können.
Wir zeigen den Kindern verschiedene Möglichkeiten des Haltbarmachens. Das Einfrieren klammern wir bewusst aus, denn wir wollen so nachhaltig wie möglich arbeiten. Und tatsächlich gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Konkret machen wir an diesem Tag: 120 l Apfelsaft (Direktsaft naturtrüb, anschließend pasteurisiert – Haltbar durch Erhitzen), Suppengrün (klein geschnitten oder gerieben – haltbar durch Zugabe von Salz), Apfelringe (haltbar durch Trocknen), Käferbohnen werden ausgelöst (diese sind – da bereits an der Pflanze getrocknet – richtig gelagert ohne weitere Behandlung haltbar) und Sauerkraut (haltbar durch Fermentation).
Natürlich werden zwischendurch die Esel gefüttert, die Katzen und Hunde gestreichelt, es gibt einiges zu essen und Zeit zum Spielen. Die von der Lehrerin geplante einstündige Mittagspause wird bereits nach einer halben Stunde von eiligen Burschen mit einem „Können wir jetzt weiterarbeiten?“ unterbrochen.
Zum Schluss wird die Zeit schon knapp. Viel zu viel haben wir Erwachsenen in den kurzen Tag packen wollen, da bleibt am Ende gerade noch Zeit für eine kurze Abendjause am wärmenden Lagerfeuer, das nach dem kalten Wetter alle herbeigesehnt haben. Alle Saftflaschen sind mit knapper Not noch aufgefüllt worden – das ist der Zeit geschuldet, denn Saft gab es in Hülle und Fülle.
Dann singt die Klasse uns Gastgebern noch ein Abschiedslied: „Bunt sind schon die Wälder“– das passt wunderbar zum Herbst – und schon sind sie fort, die fleißigen Schülerinnen und Schüler. Wir können gar nicht sagen, wie viel mehr als nur Apfelsaft sie mit nach Hause nehmen. Sie sind bei uns um einen Tag erwachsener geworden, haben ein wenig das Landleben kennengelernt und „zum ersten Mal richtig gearbeitet“. Was können wir Kindern eigentlich mehr geben?