Eine Woche lang ging es auf unserem sonst eher ruhigen Gelände richtig turbulent zu. 14 junge Menschen im Alter von 8 bis 15 Jahren waren bei uns zu Gast um sich einmal völlig ohne elektronische Unterhaltung jeglicher Art authentischen Erlebnissen zu widmen.
Die Eltern hatten ebenso „Sendepause“, denn auch sie mussten es ohne tägliches „Update“ seitens ihrer Sprösslinge aushalten. Letztere konnten dadurch voll und ganz in die Welt der „Lernmanufaktur“ eintauchen und den Freiraum genießen. Für uns ist es immer wieder spannend, welche Ideen auftauchen, welche Entwicklungen sich ergeben. Wir als PädagogInnen und BetreuerInnen geben lediglich Impulse, stellen gegebenenfalls Material zur Verfügung und unterstützen bei Bedarf. So entwickelt jedes Camp seine eigene, von den Kindern mitbestimmte und daher nicht vorauszusagende Dynamik. Lebendige soziale und kreative Prozesse eben…
Das Wetter war uns gnädig gesinnt, nur am ersten Tag regnete es bis zur Ankunft der Gäste ein wenig. Mit den Kindern kam die Sonne und blieb uns bis zum Ende der Woche treu, plagte uns sogar manchmal ein wenig mit bis zu 35 ° C. Die Nächte waren warm, ideal für die Übernachtung im Zelt oder gar im Freien. Jeden Abend gab es als Fixpunkt ein Lagerfeuer. Wer schafft es wohl, dieses mit dem Feuerstein zu entzünden? Das Steckerlbrot darf natürlich nicht fehlen und die abendliche Geschichte am Feuer fand immer mehr Zuhörer, die gesungenen Lieder immer mehr MitsängerInnen.
Tagüber gab es jede Menge zu tun, die Kinder fanden sich schnell in lebendig wechselnden Interessens- und Altersgruppen. Eine etwas längere Eselwanderung mit Picknick durfte natürlich nicht fehlen, auf Wunsch der Kinder baten wir unsere Langohren, Ziegen und Hunde trotz der Hitze zwei weitere Male zum Spaziergang.
Ein rasantes „Topf-Deckel“-Spiel im Wald fand allgemeinen Anklang, ebenso wie das Zapfen sammeln (Brennmaterial-Nachschub) für das Lagerfeuer und Lager-Bauen im Wald. Wer wollte, durfte einmal im duftenden Heu übernachten, die geplante Übernachtung bei den Ziegen fand dann doch nicht statt: „Die sind in der Nacht doch viel zu lästig.“
Für alle Kinder beeindruckend war die einstündige Nachtwanderung. Wie anders doch alles erlebt wird, wenn wir still durch den Wald gehen! Dass alle die kleine Mutprobe, nämlich ein kurzes Stück im Dunkeln alleine den Weg zu gehen, gewagt und bravourös bestanden haben, hat alle sehr gefreut.
Viel Kreatives und Handwerkliches entstand: Sonnenhüte und Taschen wurden geschneidert, eine Obstschale aus Holz sowie schöne „Steckelbrot-stecken“ wurden geschnitzt, Lavendel- und Cola-Sirup „gebraut“, Papierschachteln und Papierfrösche gefaltet, Rasseln aus Weinheber-Kürbissen bunt bemalt und wunderbare Tonschüsselchen geformt und schöne Bilder gemalt. Als Highlight durften die Kinder unter kundiger Anleitung eine alte Obstmühle zerlegen und restaurieren.
Bald schon brachten sich die Kinder gegenseitig Kartenspiele bei und zu unserer großen Freude entdeckten einige „Leseratten“ schnell unsere Bibliothek, sodass vor allem in den heißen Mittagsstunden ein Großteil der Kinder sich mit Genuss dem Bücherschmökern widmete.
Einen großen Stellenwert für die (manchmal kaum satt zu kriegende) Kinderrunde stellen die Mahlzeiten dar: 3 an der Zahl, dazwischen zwei „Snacks“. Die Klassiker Kaiserschmarrn, Poderane Gace, Spaghetti Bolognese, alles natürlich hochwertig biologisch und Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten erfreuen sich immer großer Beliebtheit. Um wie viel besser schmeckt es doch gleich, wenn die Eier gerade zuvor aus dem Hühnerstall geholt und die Kartoffeln in gemeinsamer Arbeit eigenhändig geerntet wurden. Zum krönenden Abschluss die selbst belegte Pizza aus dem Holzofen. Wen wundert es da, dass so manch eine/r gleich drei davon verdrückt!
Und zwischen all diesen Aktivitäten: einfach spielen, schaukeln, Hunde streicheln, Esel, Gänse mit ihren Kücken und Ziegen beobachten, Eier im Hühnerstall holen, das Essen genießen, faulenzen, plaudern, dolce far niente,…
Wir sind schon gespannt auf das, was im nächsten Sommer entstehen wird!